An der Museumsreling lehnen, den Blick übers Wasser schweifen lassen, Seite an Seite mit zeitgenössischer Kunst. Das Danubiana Meulensteen Art Museum ist ein Ort zum Seele-baumeln-Lassen. Konzipiert wie ein Schiff, gelegen im Dreiländereck auf einer einsamen Halbinsel in der Donau, nächst dem Wasserkraftwerk Vodné dielo Čunovo, 20 Minuten von Bratislavas Zentrum, eine Stunde von Wien, reiht sich das Danubiana in die Liste jener Museen, die man schon allein ihrer Architektur willen sehr gerne besucht. Besonders in den Sommermonaten ist das Danubiana ein einziger Genuss. Ist wegen des weitläufigen Skulpturenparks (und der Liegestühle mittendrin) ein Besuch bei Sonnenschein vorzuziehen, so hat das Museum mit den gläsernen Fassaden vermutlich auch bei Regenwetter seinen Reiz. Das Wetter, das Tageslicht, die Natur, die Donau – all das ist Teil des Konzepts. Gebaut hat es der Architekt Peter Zalman im Jahr 2000, die Schiffsform erinnert an eine römische Galeere, inspiriert vom Limes, der einst durch den Ort Čunovo geführt hat. Achttausend Quadratmeter misst die längliche Halbinsel, auf der die Sammlung Danubiana und die Sammlung Meulensteen zu sehen sind. Diese vereinen ausschließlich moderne und zeitgenössische Werke und legen die Schwerpunkte auf internationale, niederländische und slowakische Kunst.

Verbindung von Architektur und Natur

Namensgeber ist der niederländische Gründer des Museums, der Kunstsammler und Mäzen Gerard Meulensteen, der das Projekt mit dem slowakischen Galeristen Vincent Polakovicˇ, nunmehriger Direktor des Hauses, realisiert hat. Seit 2012 ist das einstige Privatmuseum teils im Besitz des slowakischen Staats, dies lenkte die Ausrichtung des Museums noch stärker auch auf zeitgenössische slowakische Kunst. So sind neben Werken von Vincent Hložník, Tibor Bártfay, Erna Masarovičová und Viera Kraicová (den „Säulen“ der slowakischen Nachkriegskunst) auch solche von jüngeren, hierzulande unbekannteren Künstlern zu sehen. Das Danubiana Art Museum zeigt so auch, wie unterrepräsentiert slowakische zeitgenössische Kunst im deutschsprachigen Museumsraum eigentlich ist.

Das versteckte Museum vor der Donau-Kulisse

Zwei Ebenen des Museums sind der Sammlung gewidmet, zusätzlich gibt es wechselnde Sonderausstellungen internationaler Künstler: Gezeigt werden u.a. Arbeiten der slowakischen Künstler Igor Piačka und Peter Pollág. Letzterer hat auch die Skulptur entworfen hat, die seit jeher den Besucher beim Eingang begrüßt: „Dunajské krídla“ (Danube Wings). Außerdem wird die Österreicherin Xenia Hausner in einer Schau in den Fokus gerückt. Das Großartige an diesem versteckten Museum sind nicht nur Werke von Paul Jenkins, Takashi Murakami, Christo und Jeanne-Claude, Niki de Saint Phalle, Gunter Damisch und anderen, großartig ist, sie vor der Donau-Kulisse betrachten zu dürfen. Das Wasser fängt die Sorgen auf, die Wellen tragen sie davon. Übrig bleibt: die Kunst. So gerät man unversehens in einen Dialog mit den Werken, folgt ihren Geschichten unbeschwert, schlüpft durch die Wände, klettert aufs Museumsdach, denn auch hier gibt es Skulpturen. Die Verbindung aus Architektur und Natur und der unglaublichen Weite rundherum schafft eine Oase, die Ruhe und Gelassenheit bringt und das Leben aller politischen Widrigkeiten zum Trotz leicht macht. Wie Picasso in Rancinans Fotocollage „Wonderful World – Le banquets des idoles“ möchte man dann mitunter die Friedenstaube auch selbst auf den Unterarm tätowiert haben – so nahe geht Kunst im Danubiana.

Erreichbar ist das Museum von Bratislava aus nicht nur mit dem Bus, sondern auch mit dem Schiff – zu einem sehr erschwinglichen Preis. Sportliche können auch mit dem (Leih-)Fahrrad kommen, der Radweg führt durch die Donauauen bis zum Museum. „Danube Wings“ heißt die monumentale Skulptur an der Inselnase, unter der in den warmen Monaten auf dem fast schon kitschig gepflegtem grünen Rasen Liegestühle aufgestellt sind. Diese Flügel möchte man sich leihen, um von oben noch eine Runde auf das kleine Paradies im Dreiländereck zu werfen.

Danubiana Meulensteen Art Museum
Bratislava, Slowakei
Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr
Montag geschlossen
www.danubiana.sk

Dieser Artikel wurde zum ersten Mal am 17. April 2018 in der Kulturwoche veröffentlicht.

Text: Anne Aschenbrenner
Fotos: shutterstock, Postavastava, Juraj Králik (SK) – Table, Peter Pollág (SK)

Geschrieben von Anne Aschenbrenner